Reiseleben, Heft 9 / 1984

Hermann Alexander BERLEPSCH

ist den meisten Lesern von "Reiseleben" wohl als Autor verschiedener Reisehandbücher des Bibliographischen Institutes bekannt (siehe auch dazu: Heft 5/1983 der "Mitteilungen...", S. 26-28).

Neben den ersten Reisehandbüchern im BI hat Berlepsch auch bei anderen Verlegern vorher und nachher Reiseführer herausgebracht, wie z. B. in der Serie "Schweizer Fremdenführer" No.1: "Der Bodensee und das Appenzeller Land" von 1858. Das mit 18 Abbildungen und 1 Karte versehene broschierte Bändchen kam im Verlag J.J. Weber heraus. Nachdem er für das BI im Jahre 1862 den ersten Schweiz-Führer herausgebracht hatte, hatte sich sogar Karl Baedeker II (siehe: "Reiseleben", Heft 7, S.3) Sorgen wegen des Konkurrenzproduktes gemacht. Um die Persönlichkeit H.A. Berlepschs etwas näher zu charakterisieren, darf nachstehend ein Auszug aus dem Brockhaus-Register-Band 1868 (S. 152) über ihn wiedergegeben werden:

"Berlepsch, Hermann Alexander, Sohn des Staatsraths und Erbkämmerers Fr. L. von B., ist geboren am 17. März 1814 zu Göttingen, siedelte mit seinen Aeltern in den ersten Lebensjahren nach Erfurt über und widmete sich nach absolvirten Schul- und Studienjahren dem Buchhandel. Er wurde 1839 stiller Associé eines Geschäfts in Erfurt und gründete dort ein Lokalblatt und die "Thüringer Zeitung". Im Jahre 1848 trat er entschieden für die demokratische Partei auf, erlangte durch seine Thätigkeit einen wesentlichen Einfluß in Thüringen und sah sich in Folge des Straßenkampfes in Erfurt am 24. Nov. 1848 genöthigt, die Flucht zu ergreifen. Er ließ sich darauf in St. Gallen nieder und erwarb 1850 in Graubünden das schweizer Bürgerrecht. Ausschließlich literarischen Arbeiten gewidmet, gab er anonym einen "Illustrirten Alpenführer" (Leipzig 1854) und seine "Schweizerkunde" (Braunschweig 1859), eine übersichtlich vergleichende Landes-, Volks- und Staatenkunde heraus, dann folgte das mit großem Beifall aufgenommene und ins Englisch und Französische übersetzte Buch "Die Alpen in Natur- und Lebensbildern" (Jena 1861; 3. Aufl. 1866) und sein bis jetzt in 5. Auflage verbreitetes "Reisehandbuch für die Schweiz" (Hildburghausen 1862 ff.). Auf Vorschlag des bibliographischen Instituts zu Hildburghausen übernahm nun B. die Hauptredaktion sämmtlicher "Meyerschen Reisehandbücher", von denen bis jetzt West- und Norddeutschland, Harz, Thüringen, Paris und nördliches Frankreich erschienen sind und die ihm den Ruf des zuverlässigsten und geschmackvollsten Verfassers von Reisehandbüchern in Deutschland und Frankreich eingetragen haben. Seine Thätigkeit in der periodischen Presse war namentlich der "Gartenlaube" in von ihm unterzeichneten u. anonymen Artikeln gewidmet. Gegenwärtig lebt er, allem politischen Franktionstreiben fremd, in Hottingen bei Zürich, ausschließlich der von ihm mit besonderer Liebe gepflegten Reiseliteratur sich widmend."

Da sich Berlepsch im Jahre 1872 nach der Herausgabe eines weiteren Handbuches über die Schweiz in einem anderen Verlag mit dem BI überworfen hatte; wurde er in den Lexika des BI nicht mehr erwähnt: Auch die Festschrift zum 100-jährigen Bestehen streift die Herausgabe des ersten Reiseführers nur ganz kurz, während Heinz Sarkowski in seiner Bibliographie von 1976 ausführlicher an mehreren Stellen auf den Autor eingeht.

-awh

awh: Hermann Alexander BERLEPSCH
In "Reiseleben" Heft 9, S. 24-25.
(Holzminden: Ursula Hinrichsen; 1984)
ISBN 3-922293-05-0


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