Reiseleben, Heft 10 / 1985

1. Deutsches Tourismusmuseum geplant

In der der Schweiz und in England gibt es mehrere Museen, die sich mit der touristischen Entwicklung befassen, wie z.B. in Luzern und im Ort Unterseen bei Interlaken oder in York/Mittelengland.

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es mehrere hervorragende Schiffahrtsmuseen, die sich z. T. noch mitten in der Entwicklungsphase befinden. Stellvertretend dürfen hier die Museen in Bremerhaven, Lauenburg/Elbe und Regensburg als "fertige" Museen genannt werden. In der Entwicklung befindet sich das Schiffahrtsmuseum in Starnberg und das an der Oberweser. In Starnberg gibt es den Förderverein "Südbayerisches Schiffahrtsmuseum", der bisher schon vier hervorragend gestaltete, und sehr inhaltsreiche Jahrbücher herausgebracht hat. An der Oberweser entstand der Gedanke, etwas Ähnliches zu machen durch die Interessengemeinschaft Senator-Mayer-Denkmal bei Steinmühle e.V. Was hat eine Interessengemeinschaft für ein Denkmal mit solchen Gedanken zu tun?

Senator F.W. Mayer aus Hameln hat im Jahre 1883 die heute noch bestehende Oberweser-Dampfschiffahrt GmbH gegründet. Damit begann durch einen Privatunternehmer der Ausbau des Tourismus an der Oberweser. Nicht nur das regelmäßige Befahren zwischen Hameln und Hann.-Münden mit zuerst einem Schiff, sondern auch die sofort einsetzende umfangreiche Werbung über Plakate, Handzettel und Fahrplanbroschüren mit Darstellung des Gebietes führten zur Hebung des touristischen Stromes an die Oberweser. Senator F.W. Meyer gründete auch im Jahre 1902 den Wesergebirgsverein, den Vorläufer des heutigen Fremdenverkehrsverbandes Weserbergland-Mittelweser e.V. Diesem Manne wurde im Jahre 1927 das oben erwähnte Denkmal an der Stein- bzw. Teufelsmühle gesetzt als dem Pionier des modernen Tourismus. Die Oberweser-Dampfschiffahrt hatte in Hameln eine eigene Werft, auf der in den Jahren 1935 und 1937 drei Passagierschiffe für die Oberweser konstruiert und gebaut wurden. Alle anderen Schiffe kamen entweder von der Elbe oder sind auf Werften in Bremen bzw. in Stettin erbaut worden. Zum Teil handelt es sich um Umbauten schon im Einsatz befindlicher Schiffe. Erst nach dem 2. Weltkrieg sind weitere Passagierschiffe in Bodenwerder an der Oberweser bzw. in Uffeln bei Vlotho gebaut worden. Bei den oben genannten drei Schiffen, die auf der firmeneigenen Werft entstanden, handelt es sich um HECHT, STINT und STÖR. Sie waren für 300-385 Passagiere zugelassen, mit Dieselmotoren ausgerüstet und hatten eine Länge vom 15m (STINT), 35m (HECHT) und 39m (STÖR). Neben den auf der Oberweser genutzten Raddampfern, von denen nur noch der KAISER WILHELM als einziger in der Bundesrepublik fahrender in Lauenburg/Elbe stationiert ist, waren also nur diese drei mit Dieselmotoren angetriebenen Schiffe vor dem 2. Weltkrieg im Einsatz gewesen. Sie dienten dazu, Großausflüge von Betrieben und bei organisierten Veranstaltungen Gruppen zu befördern. Alle Schiffe, bis auf den KAISER WILHELM und den STÖR sind nicht mehr vorhanden. Der KRONPRINZ WILHELM ist im Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven, und zwar ist das Mittelteil als MEISSEN (vorheriger Schiffsname beim Einsatz auf der Elbe) ausgestellt. Aus diesem Grunde hat die Interessengemeinschaft das Fahrgastschiff STÖR vor dem Verschrotten bewahrt.

Am 19. Februar 1985 fand nun die Gründungsversammlung des "Fördervereins Museumsschiff Stör e.V." in Holzminden statt. Das Ziel der Gründung dieses Fördervereines ist es, durch eine breite Basis zu ermöglichen, FMS STÖR in den nächsten zwei Jahren zu restaurieren und es dann als Museumsschiff in Holzminden einzusetzen. Die geschätzten Kosten werden sich auf rund 800 000,- DM belaufen, von denen ein großer Teil durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für 11-12 Arbeitlose zur Verfügung gestellt wird. Bei den Arbeitslosen handelt es sich um Facharbeiter, die das Schiff auseinandernehmen, erneuern und dann wieder mit den ursprünglichen Farben des Jahres 1937 auffrischen werden.

Da es in der Bundesrepublik Deutschland bisher kein Museum gibt, das sich mit der touristischen Entwicklung einer Teilregion befaßt, soll dieses Schiff den Grundstock für diese Möglichkeit bieten. Die Ausgestaltung wird sich zum einen auf das Schiff selber beziehen und zweitens in der historischen Darstellung in der Entwicklung des Tourismus. Die touristische Entwicklung der Oberweser kann beispielhaft für die gesamte touristische Entwicklung in Deutschland genutzt werden. Es dürfen hier nur die Stichworte Verkehrsentwicklung, Gründung der Verkehrsvereine und -verbände, Information durch Reiseführer, Plakate, Prospekte, Broschüren und andere Werbemittel und die Entwicklung der dazu notwendigen Infrastruktur genannt werden.

Der Förderverein "Museumsschiff Stör e.V." wird gestützt durch den Landkreis Holzminden, die Stadt Holzminden, den Verkehrsverein in der Stadt Holzminden, durch weitere Institutionen und durch viele Einzelmitglieder. Per 31.07.85 sind es insgesamt 120 Mitglieder, die nicht nur aus der näheren Umgebung kommen.

An die Leser von "REISELEBEN" geht heute die Bitte, diese Idee zu unterstützen und dem Förderverein als Mitglied beizutreten. Der jährliche Mindestbeitrag für Einzelmitglieder beträgt 30,-- DM, für Ehepaare 50,-- DM und für Firmen und Institute mindestens 50,-- DM. Alle Beiträge und Spenden sind steuerlich abzugsfähig. Es müsste neben der Verwirklichung dieses Museums für den einen oder anderen auch anregend sein, u. U. an der Ausgestaltung und Ideenfindung teilzuhaben, die doch sehr vielfältige und abwechslungsreiche Geschichte der Entwicklung des Fremdenverkehrs darzustellen. Für Interessierte sind nachstehend die Konten aufgeführt; Mitgliedsanträge werden gerne vom Förderverein "Museumsschiff Stör e.V.", Postfach 1353, 3450 Holzminden, zugesandt.

Konten: Nord LB Holzminden (BLZ 272 500 27) Nr. 27 112 002
Volksbank Holzminden (BLZ 272 900 87) Nr. 1927 080
Raiffeisenbank Holzminden (BLZ 272 600 53) Nr. 444

1. Deutsches Tourismusmuseum geplant
In "Reiseleben" Heft 10, S. 24-26.
(Holzminden: Ursula Hinrichsen; 1985)
ISBN 3-922293-08-5


Buch- und LiteraturhinweiseTable of contentsDie Umgestaltung des Verkehrswesens

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