Reiseleben, Heft 12 / 1986

Rezensionen

von awh

Stagl/Orda/Kämpfer: APODEMIKEN, eine räsonnierte Bibliographie der reisetheoretischen Literatur des 16., 17. und 18. Jahrhunderts. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn-München-Wien-Zürich 1983, 119 S.; Preis: geb. DM 24,--; ISBN 3-506-76962-6

In der Einleitung wird zum Begriff des "Apodemischen" und der unter diesem Begriff einzuordnenden Literatur eine ausführliche Anweisung gegeben. Der Autor gibt auch seine Begriffsbestimmung der Apodemiken als Kunstlehren des richtigen Reisens. "Es sind Werke, die zu einem praktischen Zweck über das Reisen reflektieren. Dieser Zweck ist die Verbesserung der Reisepraxis durch eingehende Verhaltens- und Beobachtungsanweisungen. Ihr Adressat ist der Reisende als solcher." (Einleitung S. 9).

Der alphabetische Teil nennt nun die Werke, geordnet nach dem Namen des Autors oder nach dem ersten Wort der Titelei wie z.B.: "Handbuch", "Frauenzimmer-Kalender", "Taschenbuch", "Teutschland". Verweise auf verschiedene Schreibweisen von Namen sind benutzerfreundlich. Daß Zinzerling sich "Sincerus" nannte, ist den meisten Lesern bekannt, aber die Editionen von Abbot unter Bacon nachzuschlagen, ist schon mühsamer; da hilft diese Bibliographie zur Hebung des Wissens. Die Bestände der Bibliotheken in Göttingen, London, Paris, Wolfenbüttel und Wien sind verwertet und mit den Signaturen angegeben worden - eine große Erleichterung. Der Übergang in das 19. Jahrhundert ist bei den Hinweisen zu Ebel (Schweiz) und bei H.A.O. Reichard zu erkennen. Diese Schriftsteller waren fast liebenswerte "Relikte" einer Zeit, die zuerst langsam dann immer schneller vom Schnellreisenden abgelöst wurde.

Einige Hinweise zur Ergänzung seien erlaubt:

Von Jörg Gail: Raißbüchlein gibt es eine im Auftrage der Stadt Augsburg herausgegebene Faksimile-Ausgabe in Originalgröße (zusammen mit Kommentarband in Pappschuber). Der Rezensent besitzt ein "Tägliches Handbüchlein...", das um 1766 erschienen ist: "Denen Reisenden zu Nutz" von Christ. Gotth. Hoffmann, Leipzig und Waldenburg. Zu Martin Zeiller sollten bei einer Neuauflage seine weiteren Reisehandbücher über Spanien/Portugal, Frankreich/England, Burgund/Holland und Italien aufgenommen werden. Ein vor nicht allzu langer Zeit erschienener Ausstellungskatalog enthielt die Behauptung der Verfasserin, daß Martin Zeiller außer den Texten zu den Topographien Merians nichts weiter geschrieben habe.

Eine Zeittafel von 1518 bis 1859 rundet diese hervorragende Bibliographie ab, die jedem Liebhaber alter Reisehandbücher wärmstens empfohlen werden kann.

Die Bücherpost: Anzeiger für Sammler alten Papiers, hrsg. durch Sammler-Informationsdienst, Kritenbarg 21, 2000 Hamburg 65.  Erscheint alle 2 Monate, Zusendung gegen Portoerstattung.

Immer wieder versuchen junge Verleger, den Antiquariatsmarkt in seiner Transparenz zu verbessern. Das BUCH-AVIS existierte gerade 2 Nummern lang, die BÜCHERPOST nun schon im 2. Jahr. Die Rubriken lauten: Bücher, Zeitschriften Angebote, Gesuche; Graphik, Karten, Pläne, Angebote/Gesuche, Autographen,,.., Ansichtskarten, Sammlerkontakte, Antiquariate informieren, Kataloge. Nr. 7 hatte 8, Nr. 9 noch 6 Seiten. 1 Seite ist für Eigenanzeigen des Verlages abzuziehen, so daß immerhin auf fünf Seiten eine Fülle an Informationen aktuell geboten wird - Informationen, die den Sammler direkt erreichen können.

Verlag Michael Kuhle: SAMMLER ADRESSBUCH ALTE BÜCHER/GRAPHIK 1986/87, 321 S., Preis DM 38,--; ISBN 3-923696-12-4.

Dieses schon mehrfach in REISELEBEN rezensierte Adressenwerk ist soeben auf den Markt gekommen. Endlich, kann ich sagen, denn mein Exemplar von 1985 ist schon ganz stark gebraucht. Der Umschlag- müsste bei der nächsten Auflage verstärkt werden, es gibt heute preiswerte haltbare Umschläge, die besser als einfacher Karton sind. Es sind rund 600 Adressen gegenüber der letzten Ausgabe dazugekommen; wie die Qualität der Adressen ist, wird sich bei der Angabe der Antiquariate erst mit der Benutzung herausstellen. Es dürfte auch in Zukunft die Hauptaufgabe des Verlages sein, die Spreu vom Weizen unter den angegebenen Antiquariaten zu trennen. Aufgrund eines Hinweises von uns ist z.B. ein angeblicher Antiquar ausgemerzt worden. Der Dank an Herrn Kuhle sei hiermit übermittelt. Es tummeln sich auch unter "P" einige Pseudoantiquare, die viel Schaden anrichten.

Ein Hinweis: Unter Ludwig Thoma stehen einige Sammler des Malers Hans Thoma.

Ich wünsche diesem SAMMLER ADRESSBUCH eine gute Verbreitung.

awh: Rezensionen
In "Reiseleben" Heft 12, S. 28-29.
(Holzminden: Ursula Hinrichsen; 1986)
ISBN 3-922293-10-7


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