Reisen und leben, Heft 19 / 1989

Christine Keitz:

Zwischen Kultur und Gegenkultur - Baedeker und die ersten Arbeitertouristen in der Weimarer Republik

Genau ein Jahrhundert, nachdem Karl Baedeker die "Rheinreise von Mainz bis Köln" von J.A. Klein herausgegeben hatte, erschien 1932 in Deutschland "Dietz Arbeiter-Reise- und Wander-Führer": das erste "proletarische" Reisehandbuch in der Geschichte des Tourismus.1 Der Zenit des traditionsreichen Baedeker-Verlages, der bis zur Jahrhundertwende über eine Million deutschsprachiger Reiseführer verlegt hatte,2 war zu dieser Zeit schon überschritten.3 Die Arbeiterorganisationen schauten dagegen geradezu enthusiastisch in die Zukunft. Bereits 1924 hatte die sozialistische Arbeiterbewegung damit begonnen, Organisationen für die Veranstaltung von Reisen und Ferienaufenthalten für "Arbeiter, Angestellte und Beamte" einzurichten. "Ihr alle könnt unter Palmen wandeln! Afrika und Amerika sind keine Märchen mehr!" heißt es in einem Werbeprospekt der Reiseabteilung des Reichsausschusses für sozialistische Bildungsarbeit Berlin; und die Arbeiterreiseveranstalter in Leipzig, Hamburg und Jena, Bremen und Heidelberg sowie in Nürnberg bei der Ferienreisezentrale des Touristenvereins "Die Naturfreunde" (TVDN) waren ähnlich optimistisch gestimmt.4 Im Baedeker-Verlag hingegen, bei dem sich schon ernste Zeichen eines Zerfalls der Substanz zeigten, konnte man nur noch stolz in die Geschichte zurückblicken. Immerhin hatte sich der Name des Familienunternehmens inzwischen zum Gattungsbegriff entwickelt. "Baedeker" war zum Synonym für "Reiseführer", ja sogar zum "Symbol für eine ganze Industrie, für die Kultur und Technik des Reisens" geworden. Er hatte Maßstäbe gesetzt, wie 1928 auch die SPD-Reichstagsabgeordnete Anna Siemsen anerkennend vermerken mußte.

Aber waren dies auch die Maßstäbe, die eine neue Schicht der Reisenden, der Arbeiter nämlich, zu den ihren machen konnte und wollte? Des Baedekers Freud' war des Arbeiters Leid: Das Reisen, das sich zwischen dem zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts und den Jahren um 1840 mit dem allmählichen Erwachsen einer touristischen Infrastruktur und einem neuen "empfindsamen" Verhältnis zur Natur herausgebildet hatte, war ein Reisen zur Bildung, zum Vergnügen und zur Erholung und damit eine Errungenschaft des Bürgertums.6 Das Bürgertum hatte die enzyklopädische Studienreise mit neuem Gehalt gefüllt und zur ästhetischen Bildungsreise umgestaltet.7 Es nahm damit Abschied von der "ars apodemica" des 16. und 17. Jahrhunderts, die sich durch monate- bzw. jahrelange Abwesenheit, schwer kalkulierbare finanzielle Aufwendungen und enzyklopädische Wissensaneignung charakterisierte. Zwar wurden auch im 18. Jahrhundert zahlreiche Apodemiken publiziert, doch stellten sich Autoren dieser Zeit offensichtlich auf eine neue Leserschaft ein und lieferten erstmals ausführliche Angaben über die Kosten des Reisens. Wenn auch weniger in qualitativer Hinsicht, so gereichte dieser Umstand den Apodemiken sich quantitativ in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einer unerwarteten "Nachblüte" - und ist als Indiz für eine gestiegene Reiseintensität zu werten.8

Auf die Bedürfnisse des Bürgertums war es zurückzuführen, daß die Kostenangaben für Reisen nunmehr aus dem Bereich standesgemäßer Repräsentation in den Zusammenhang von Bildung, Nutzen, Erschwinglichkeit und Sicherheit rückten.9 Obgleich man von der organisierten Gesellschaftsreise, wie sie die ersten Reisebüros von Cook und Stangen seit 1841 bzw. 1863 veranstalteten, noch einige Jahrzehnte entfernt war,10 zeigte sich jetzt deutlich die Tendenz, daß in einer von Zeit, Geld und Arbeit bestimmten Gesellschaft das Reisen planbar werden mußte. Als in der 30er und 40er Jahren des 19. Jahrhunderts Baedeker seine ersten Reiseführer publizierte, hatte sich sein Publikum bereits formiert: "Reisende von allgemeiner Bildung",11 ein "einfaches" und "bescheidenes" Publikum,12 das die guten Häuser altbürgerlicher Art besuchte und das auf "Teppiche, Goldspiegel und Pendulen, Mahagonistühle, Marmortische und Plüschsofas" verzichten konnte;13 Reisende, die - in Einklang mit den Herausgebern ihrer modernen Handbücher - keine Freunde jener leidigen Trinkgeldsitte waren,14 deren eigentlicher Sinn, Bezahlung für die Sicherung des individuellen Schutzraumes,15 mit den Anfängen eines Dienstleistungsbewußtseins entfallen war. Sie wollten sich von der "kostspieligen und lästigen Begleitung von Lohnbedienten", deren Vorläufer des heutigen Stadtführers und Reiseleiter, befreien16.

Baedekers Reisende waren nicht mehr gewillt, die "'gesellschaftlichen Mehrkosten' standesgemäßen Reisens und angemessener Lebensführung /.../ als unausweichlichen Kostenfaktor in Rechnung /zu/ stellen."17 Baedeker bot detaillierte und zuverlässige Informationen über Unterkunft und Verkehrsmittel, Preise und Ausflugsmöglickeiten sowie Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten in einer einfachen und sachlichen Sprache. Damit war ein simples Instrument geschaffen, das sowohl technisch als auch inhaltlich dem Bedürfnis nach Planbarkeit entsprach.18 Im Zeitalter der Eisenbahn konnten der Name "Baedeker" und das reisende Bürgertum zum Symbol bzw. Repräsentanten des modernen Reisens verschmelzen.

Das Bürgertum hatte indessen der sich im Zuge der Industrialisierung herausbildenden Arbeiterschicht die politische und kulturelle Integration weitgehend versagt. Eine Überwindung der Klassengesellschaft und damit eine gegenseitige Durchdringung "bürgerlicher" und "proletarischer" Lebensbereiche war bis zum ersten Weltkrieg kaum denkbar. Es sei eine "Schande", hieß es noch 1912 in einem Gipfelbuch, "wenn Sozi sich in ein Buch eintragen, das von Patrioten aufgelegt" worden sei.19

Damit hatte jedoch das Bürgertum die Bildung einer besonderen proletarischen "Gegenkultur" herausgefordert.20 Diese Tatsache kann erklären, warum sich die sozialistische Arbeiterbewegung noch in den 20er Jahren dazu gedrängt sah, jeden erdenklichen Lebensbereich durch einen speziellen "proletarischen" Verein erschließen zu müssen.21 Ungeachtet ihrer erstmaligen Teilhabe an der Staatsmacht und einer programmatischen Öffnung zu der zahlenmäßig stark angewachsenen Angestellten- und Beamtenschicht22 forcierte man diese Entwicklung selbst dort, wo es sich - wie auf dem Gebiet des Reisens - um eine historisch gewachsene "bürgerliche" Verhaltensweise handelte. Eine "Grundsatzdiskussion über die unveränderte Position der Arbeiterkulturorganisationen im neuen Staat, über eventuelle Zielkorrekturen oder über neue Wege zu alten Zielen" hatte in den Kulturorganisationen der Weimarer Arbeiterbewegung indessen nicht stattgefunden.23 Den Anstoß zur Proklamierung einer spezifisch "proletarischen" Reisekultur gaben weit mehr die Bedürfnisse, sich von den Formen und Institutionen des "bürgerlichen" Vorbildes abzugrenzen, als die tatsächlichen Inhalte eines "Anders Reisen".

Die Widersprüche waren offensichtlich. Die Bekenntnisse, sich vom kommerziellen Reisebüro und dem Abklappern von Sehenswürdigkeiten ohne Kontakt zu Land und Leuten zu distanzieren, blieben oft Lippenbekenntnisse und waren in der Praxis nicht immer nachvollziehbar. So unterschieden sich die Ziele der ersten von Arbeiterorganisationen veranstalteten Reisen kaum von den Zielen "bürgerlicher", sprich kommerziell organisierter Gesellschaftsfahrten und Wandertouren: die Naturfreunde eroberten wandernd die Alpen; wie schon Goethe im Jahre 1775 zog es auch die gewerkschaftlichen Ferienreisenden zum Vierwaldstätter See mit Sonnenaufgang auf dem Rigi-Kulm; und das kapitalistische Spielparadies Monte Carlo behielt seine Attraktivität als Sehenswürdigkeit auch für den Arbeitertouristen.24

Angesichts dieser Realität geriet die Debatte um den "jüngsten Zweig der großen Kulturbewegung des Proletariats"25 nicht selten zum ideologischen Schlagabtausch, bei dem die verschmähte "bürgerliche" Reisekultur auf eine griffige Formel und auf den Begriff gebracht wurde: Baedeker.

"Mit jenen Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten, die im Baedeker mit ein und zwei Sternen verzeichnet stehen, darf es für uns nicht abgetan sein. wir wollen die Menschen und Völker bei der Arbeit kennenlernen, die sozialen Zustände erforschen und Einblick in jene dunklen Bezirke des menschlichen Daseins nehmen, an denen wir als Sozialisten und vorwärtsstrebende Menschen nicht vorübergehen können."26

Damit verband sich der Anspruch, nicht wie der "baedeckerbewaffnete Vielseher", der "satte Spießer" und "Bildungssnobist" von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit zu hetzen, denn:

"Es ist grundfalsch, nach bürgerlicher Manier mit dem Baedeker in der Hand ihn /den Arbeiter/ auf die Welt zu hetzen, nur mit der einzigen Absicht, alles gesehen zu haben."27

Einem aufgesetzten kulturellen Interesse mit den "Bädeckersternen als Maßstab"28 stellte man - in Anlehnung an das "Soziale Wandern" der Naturfreunde - die Ideen des "Sozialen Schauens" gegenüber: der Reisende sollte sich demnach durch "Vorbereitung der Fahrt und Aufgeschlossenheit eine intensive Kenntnis der bereisten Länder nicht nur in naturwissenschaftlicher und geschichtlicher Hinsicht, sondern auch in sozialer und politischer Hinsicht aneignen.29 "Also Berlin nicht als Museum, wie es Bädeker schildert, sondern die Riesenstadt als ein gewaltiges Lebenszentrum."30

Zwischen dem in den 20er Jahren sich erstmals in Arbeiterkreisen artikulierenden Bedürfnis zu reisen und seiner Realisierung stand neben sozialökonomischen Faktoren insbesondere auch der oben geschilderte Umstand, daß die moderne Form des Reisens der historisch gewachsene Teil einer bürgerlichen Kulturwelt war, die der Arbeiter zunächst ablehnte, weil sie ihn ablehnte. Der Wunsch zu reisen bedurfte daher einer besonderen Legitimation. Um sich nicht selbst dem Vorwurf des Müßiggangs auszusetzen, den man an das reisende Bürgertum gerichtet hatte, war eine besondere Programmatik zu schaffen, die auf Metaphern und Symbole nicht verzichten konnte.

Doch war im Zuge der Herausbildung der ersten Arbeiterreiseorganisationen in der Weimarer Republik das Verhältnis zwischen "Proletarier" und "Baedeker" nicht ausschließlich ideologisch bestimmt. Im Hinblick auf seine praktische Funktion als Reisehandbuch ist - trotz eines bürgerlichen "Ambiente" - eine überraschend sachliche Form der Auseinandersetzung festzuhalten. Allerdings war dies insofern verständlich, als bis 1932 noch keine "vom sozialistischen Standpunkt aus" geschriebenen Reiseführer existierten.31 Die Arbeiterreiseorganisationen sahen sich daher genötigt, bei Empfehlungen auf Bestehendes zurückzugreifen und kamen an Baedeker nicht vorbei, auch wenn sie ihn in vielen Punkten kritisierten.

In ihren Reiseerinnerungen "Daheim in Europa" vermerkte Anna Siemsen zunächst sachlich:

"Was Baedeker bringt an geologischen Tatsachen, an kunstgeschichtlichen Daten, das ist korrekt, präzis und übersichtlich."32

Baedeker erscheint ihr als der "Typus des vollkommenen Reisehandbuches."33 Seine Vollkommenheit sah die vielgereiste Sozialistin allerdings auf einen "bürgerlichen" Ausschnitt der Wirklichkeit begrenzt. So kommt sie zu dem bedauernden Schluß: "Wir können mit dem bürgerlichen Baedeker verzweifelt wenig anfangen."34 Das Reiseblatt der Leipziger Arbeiterorganisationen formulierte schärfer. Nicht ohne Polemik schreibt es über den England - Baedeker:

"Überhaupt der Bädecker! Er ist nur ein großes Kirchenverzeichnis. über das Herz Englands, über Lancashire, von wo jede soziale Bewegung Englands kam, erfährt man durch den Bädecker so gut wie nichts. Aber jede Kathedrale ist im Querschnitt gezeichnet, die Geschichte jedes Steins wird erzählt. Doch über die Geschichte der Menschen lesen wir wenig - abgesehen von der Geschichte der Könige, aber dieser Teil ist ja auch schon fast Geschichte der Götter."35

Es wurde daher der Ruf laut, eigene Handbücher zu schaffen. Diese Reiseführer sollten zwar wie der Baedeker praktische Hilfestellung bei der Planung und Durchführung der Reise enthalten, aber andere Schwerpunkte setzen. Man erwartete Verzeichnisse von Herbergen und Gewerkschaftshäusern der Arbeiterbewegung sowie der Adressen der Organisationen; man forderte aber auch, daß den Proletariern "von dem Werden einer Landschaft und einer Stadt, von ihrer Arbeit in der Gesellschaft und ihren Kämpfen, ihrer Kultur und Geschichte" erzählt werde.36 Für Anna Siemsen stand der Ausschluß der Arbeiterschicht aus der bürgerlichen Wahrnehmung von Kunst und Geschichte im Zentrum ihrer Baedeker-Kritik. An eine "Reform" des Baedekers sei daher nicht zu denken: "Lassen wir ihn dem Bürger."37

Solche prinzipiellen Erörterungen waren dem Reiseleiter Hans Kamm, der für die Berliner Arbeiterorganisationen arbeitete, indes wenig hilfreich. Zwar stellte auch er das Fehlen sozialistischer Reisehandbücher fest, doch mußte Kamm für seine zukünftigen Teilnehmer unter rein pragmatischen Gesichtspunkten eine Auswahl und Bewertung des Bestehenden vornehmen. In seinem Artikel über "Baedeker und Kollegen" kam er zu dem angesichts der üblichen Polemik etwas überraschenden Schluß, daß alle bürgerlichen Reiseführer im Hinblick auf die "Technik des Reisens" wertvoll seien.38 Darüber hinaus vermerkte er "für die Kenntnisse der bereisten Länder sachlich so viel Gutes, so daß sie von jedem Reisenden mit Vorteil genutzt werden können." Unterschiede seien daher zunächst preislich zu machen, wobei Baedeker, dicht gefolgt von Meyer, am teuersten war, Grieben in der mittleren und Woerl in der unteren Preisklasse rangierten. Die Tatsache, daß Baedeker im Vergleich mit Meyer bezüglich der Sachbeschreibungen wesentlich mehr Allgemeinwissen voraussetzte, beurteilte er keinesfalls negativ. Daß Baedeker einen reiseerfahrenen und gebildeten Benutzer erwartet, kommentierte er mit den Worten, die "Baedeker" seien "sozusagen weltmännischer". Obwohl Woerl seine weniger umfangreichen Handbücher mit guten Photos ausstattete, die auch Reiselust wecken und "auf zu erwartende Eindrücke bildmäßig vorbereiten" können, hielt sich Kamm in seinen Empfehlungen doch an die bürgerliche Tradition, die das Reisen als festen Bestandteil ihres Verhaltensrepertoires kannte. Er verwies auf die "umfangreicheren" und für mehrere Gegenden und Reisen benutzbaren Werke:

"Wer hingegen nicht nur die Studienfahrt /des Reichsausschusses für sozialistische Bildungsarbeit/ mitmachen, sondern auch einmal an die Südschweizer bzw. oberitalienischen Seen oder nach Lugano-Tesserete reisen will, kaufe sich ein größeres Werk über die Schweiz, das ebenfalls von bleibendem Wert sein wird. Baedekers 'Südostfrankreich' kann für die gesamte Reise des Reichsausschusses nach Korsika genutzt werden, unabhängig davon aber auch für Mailand, oberitalienische Seen, Genfer See und zum Teil für die Spanien- wie ebenso für die Tunisreise."

Kamm und mit ihm andere waren also weit entfernt, sich der resignierenden Alternative ihres weltreiseerfahrenen Gesinnungsgenossen Fritz Kummer anzuschließen, der 1913 in seinem berühmt gewordenen Reisebericht "Eines Arbeiters Weltreise" geschrieben hatte:

"Solange ein Arbeiter-Bädeker nicht geschrieben ist, muß sich der Proletarier ohne gedruckten Führer seinen Weg durch fremde Länder bahnen."39

Die "Praktiker" aus der Arbeiterreisebewegung zeigten also wenig Berührungsängste mit jenem Symbol der bürgerlichen "Hoch" - Kultur, die als solche in der theoretischen Auseinandersetzung, - was aus dem Beispiel von Anna Siemsen hervorging - immer noch scharf abgelehnt wurde.

Die Übernahme bürgerlicher Verhaltensweisen auf der einen Seite und die Proklamierung derselben zur "Gegenkultur" auf der anderen verweisen auf die Widersprüchlichkeit, mit der in der Arbeiterbewegung der Weimarer Republik das Verhältnis von Reise-Praxis und Reise-Theorie, von Bedürfnis und Legitimation nach den eigenen Maßstäben, behaftet war. Dieser Widerspruch fordert nun zu der Frage heraus, inwieweit sich der Anspruch des sogenannten "proletarischen" Reisens denn tatsächlich von der Praxis des sogenannten "bürgerlichen" Reisens in den 20er Jahren unterschied. Sie soll im folgenden durch die exemplarische Gegenüberstellung eines Baedekers aus der Weimarer Epoche (hier Baedekers "Nordbayern" von 1930) und eines Kapitels aus dem "Dietz Arbeiter-Reise- und Wander-Führer" untersucht werden. Dabei stehen strukturelle Unterschiede im Vordergrund, was an einigen Stellen darüber hinaus den Einbezug anderer Reiseführer dieser Epoche erfordert.40

Deutliche Unterschiede zeigen sich in den Informationen über die Unterkunft. Der Hinweis auf preiswerte Unterkunftsmöglichkeiten gehörte für den Arbeiter der 20er Jahre zu den wichtigsten Inhalten eines Reiseführers, denn nur knapp 10% der Arbeiter waren willens und in der Lage, die Übernachtungskosten von 4 bis 4,50 Mark in der untersten Preisklasse für einfache Gasthöfe zu bezahlen.41 Darüber hinaus bevorzugten viele die Herberge unter "Gesinnungsgenossen", d.h. die zahlreichen Ferien- und Wanderheime der Arbeiterorganisationen, die z. T. zu modernen Fremdenheimen und "Hotels" umgebauten Gewerkschafts- und Volkshäuser sowie die seit 1920 prinzipiell auch für Erwachsene geöffneten Jugendherbergen.42

Der Baedeker von Nordbayern, der 1930 in der zweiten Auflage erschienen war, vermerkte einleitend zur Auswahl der Gasthöfe, daß "überall auch Häuser bescheidener Art aufgeführt"43 seien, was man in der konsequenten Aufnahme von Gasthöfen der Preisklasse 4 bis 4,50 Mark für Vollpension bzw. 1,50 bis 2 Mark für Übernachtung ohne Frühstück in die Städte- und Streckenbeschreibungen auch redaktionell umsetzte. Die allgemeine Einführung zitierte hingegen unter der Rubrik Unterkunft vor allem "Gasthöfe ersten Ranges" und scheute sich im folgenden auch nicht, wie z.B. in Augsburg, auf Gasthöfe mit einem Preis von 18 Mark für Vollpension zu verweisen." Systematisch übergangen wurden hingegen sowohl in der Einleitung als auch innerhalb der Städte und Streckenbeschreibungen Hinweise auf Häuser mit Schlafsälen und "Notlagern", auf gewerkschaftliche Ferienheime sowie auf die Hütten und Heime der Naturfreunde. Am Ochsenkopf im Fichtelgebirge verwies Baedeker z.B. auf eine "einfache Unterkunft" auf dem Gipfel, nicht jedoch auf das Fichtelgebirgshaus der Naturfreunde, das am Fuße des Berges lag.45 Und auf dem Rohrberg in Mittelfranken wurde das dort befindliche Naturfreundehaus von den ansonsten peniblen, Gasthaushinweise großzügig verteilenden Baedeker-Redakteuren "links" liegengelassen.46 Die einzige Konzession, zu der Baedeker hinsichtlich der gewandelten sozialen Zusammensetzung des Reisepublikums in den 20er Jahren bereit war, blieb der Hinweis auf Jugendherbergen.47 Sie hatte den Verlag im Gegensatz zur ersten Auflage "neu" aufgenommen. Aber der Versuch blieb halbherzig, fehlten doch konkrete Adressenangaben, die darüber hinaus ohne Einfügung in die Streckenbeschreibungen und ohne Markierungen in Karten und Plänen blieben; auch die Aufnahmemöglichkeit Erwachsener erwähnte Baedeker nicht.

Dem Einwand, wer nach Matratzenlagern in Baedekerreiseführern der 20er Jahre suche, projiziere die touristische Gegenwart in die Vergangenheit, muß entgegengehalten werden, daß sich andere Verlage in dieser Zeit sehr wohl auf das neue Reisepublikum einstellten: Griebens Reiseführer über den Bayerischen und Böhmer Wald (1930) enthielt ausführliche Hinweise auf Jugendherbergen, auch auf die Aufnahme Erwachsener. Desgleichen finden sich Bemerkungen zu "Studenten- und Schülerherbergen", werden in Streckenbeschreibungen präzise Angaben zu "Touristenhäusern und -heimen" eingefügt, die neben Einzelbetten auch Matratzenschlafsäle oder sonstige "Notlager" bereithielten.48 Auf letztere verwies auch Woerls Reisehandbuch für "Nordtirol und Vorarlberg",49 während sich Storms "Thüringen und Kyffhäusergebirge" durch lange Adressenlisten unter der Rubrik "Fremdenheime" auszeichnete, die sich auffällig von der weniger umfangreichen Nennung der prinzipiell teueren Gasthöfe und Hotels sowie von Jugendherbergen und Studenten- und Schülerheimen abhoben.50 Zwar erwähnt keiner der genannten Führer Unterkunftsmöglichkeiten der Arbeiterorganisationen, was die Befürchtungen der Proletarier, das kommerzielle "bürgerliche" Gewerbe schließe sie vom Reisen aus, so daß eigene Häuser und Reiseorganisationen zu errichten seien, bestätigen mag. Daß man den Baedeker der 20er Jahre weniger als andere Reiseführer als "Arbeiter-Baedeker" titulieren konnte, lag jedoch ebensowenig daran, daß Arbeiter in dieser Zeit angeblich noch nicht reisten, wie an einer pauschalen Ablehnung der Baedeker durch die Arbeiterorganisatoren. Vielmehr war der Baedeker-Verlag nicht gewillt, die Zeichen der Zeit, d.h. das erstmalige Auftauchen breiterer Schichten auf dem Reisemarkt zur Kenntnis zu nehmen. Er zog es vor, sich in gerichtlichen Auseinandersetzungen um die ausschließliche Verwendung seines Namens, so z.B. in den Prozessen gegen Arthur Holitschers "Narrenbaedeker" (1925) und Werner Bergengruens "Baedeker des Herzens" (1932), an einen vergangenen Ruhm zu klammern,51 anstatt sich mit einer Modernisierung der Konzeption sowie der innerbetrieblichen Verlagsstrukturen auseinanderzusetzen: an Stehpulten arbeitend- empfing den 1925 neu in die Redaktion eintretenden Gerhard Peters noch "19. Jahrhundert mit Urväter Hausrat!"52 Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, in der 3. Auflage des Nordbayern-Baedekers war eine Neuorientierung festzustellen.53 Auf diesem Hintergrund wird der programmatische Anspruch der "Gegenkultur", der Ruf nach speziellen "proletarischen" Reiseführern seitens der Arbeiterbewegung in der Weimarer Zeit erklärlich.

War der Baedeker in der Tat hinsichtlich der Information zu Planung und Durchführung einer Reise kein Handbuch für Proletarier, so gilt dies nur mit Einschränkungen für Auswahl und Darstellung des "Sehenswerten". Die Wahrnehmung auf Reisen, d.h. dessen, was der Blick des Reisenden als schön, sehenswert und erlebnisreich erachtet, wird mitgeprägt durch die Reiseführer. Sie geben zugleich an, wie das Sehenswerte zu sehen ist.54 Inwieweit sich in dieser Hinsicht "bürgerliches" und "proletarisches" Reisen tatsächlich unterschieden, soll ein exemplarischer Vergleich der Kapitel über Nürnberg im Baedeker und im Dietz zeigen.

In Baedekers "Nordbayern" beginnt der Abschnitt über Nürnberg mit detaillierten Hinweisen zu Unterkünften, Verkehrsmöglichkeiten in der Stadt usw., wobei die Unterkünfte allesamt der mittleren und höchsten Preisklasse zuzurechnen sind.55 Es folgen eine allgemeine Darstellung zur Geschichte der Stadt sowie ein davon getrennter kunsthistorischer Abriß und der "Gang durch die Nürnberger Altstadt".56 Dietz hingegen verweist einleitend in knappen Sätzen auf das Arbeitersekretariat und die lokale Arbeiterpresse als Informationsquellen und schließt dann eine Übersicht zur allgemeinen Geschichte an, die inhaltlich kaum von Baedeker abweicht. Den kunsthistorischen Abriß ersetzt Dietz allerdings durch einen Abschnitt zur Geschichte der Nürnberger Arbeiterbewegung, dem sich im folgenden, wie bei Baedeker, der Rundgang durch die Altstadt anschließt.57 Obgleich die Darstellung des Rundgangs weit weniger umfangreich als im Baedeker ausfällt, orientiert sich der Schreiber im Dietz doch an seinem "bürgerlichen" Vorbild, und zwar in Form der Aneinanderreihung der typischen Sehenswürdigkeiten: Stadtmauer, Kunsthalle, Germanisches Nationalmuseum, St. Lorenzkirche, Patrizierhäuser, Neptunbrunnen mit Hauptmarkt, Hans-Sachs-Denkmal, Sebalduskirche, Burg und Dürer-Wohnhaus.

Darüber hinaus ist festzuhalten, daß sich nicht nur die Wahl der Inhalte, sondern auch die Form der Darstellung gleichen: beide Reiseführer beschränken sich auf die Nennung von Namen, Daten sowie eine globale Einordnung in kunsthistorische Epochen, die sprachlich im klassisch üblichen Rahmen subjektivierender Wertungen eines "beau", "agréable" oder "pittoresque" bleiben.58 So steht im Baedeker z.B. über die St. Lorenzkirche:

"die zweitürmige gotische Lorenzkirche, die größte und schönste Kirche Nürnbergs."

Die Angabe bei Dietz

"der prachtvolle gotische Bau der Lorenzkirche"

unterscheidet sich davon nicht prinzipiell.59 Das Verhältnis zur "Sehenswürdigkeit" bleibt in traditionellen Kategorien einer populären Kunstgeschichte. Beide Reiseführer setzen jene Kenntnisse voraus und suchen das "Denkmal" gerade nicht in seinen Politik-, wirtschafts- und kulturgeschichtlichen Zusammenhängen dem Betrachter näher zu bringen und Geschichte vergangener und gegenwärtiger Gesellschaften am Bauwerk exemplarisch hervortreten zu lassen. Ungeachtet des theoretisch formulierten "Gegenkultur"-Anspruchs wurde im Dietz das von Baedeker vorgegebene Schema des Abhakens von Sehenswürdigkeiten ungebrochen übernommen. Wenn Reisen jedoch bilden soll, - und sowohl Baedeker als auch die Arbeiterreiseorganisationen haben diesen Anspruch explizit erhoben, - muß das Lehrziel "Sehen-lernen" heißen, muß das Reisehandbuch in dieser Hinsicht exemplarische Hilfestellung anbieten. Hinsichtlich der Darstellungsform des "Sehenswerten" war der Baedeker in den 20er Jahren sehr wohl vom proletarischen Reisenden zu benutzen; jedoch nicht, weil Baedeker dem Anspruch einer "proletarischen" Sicht von Kunst und Kultur entsprach, sondern weil umgekehrt Dietz keine vom Baedeker abweichende Darstellungsweise erfand.

Während der Blick auf die "Sehenswürdigkeiten" im Dietz den theoretischen Ansprüchen der Arbeiterorganisationen nicht entsprach, setzte das erste proletarische Reisehandbuch zumindest in der Auswahl der Inhalte neue, zusätzliche Akzente: Zum einen zeigte sich dies in der Aufnahme einer Darstellung der Geschichte der Nürnberger Arbeiterbewegung, die in geradezu programmatischer Weise an die Stelle des kunsthistorischen Abschnitts und damit dem Zentrum bürgerlichen Kulturverständnisses gesetzt worden war. Zum anderen manifestierte sich die Akzentverschiebung inhaltlich in der pointierten Einbeziehung der Gegenwart, die Baedeker systematisch ausklammerte: anstelle eines umfangreichen Abschnitts über Vorstadtfriedhöfe erscheinen bei Dietz die Kapitel "Erholungsplätze" und "Wohnungsbau- und Siedlungswesen" in Nürnberg.60 Und während Baedeker den Stadtpark als kunsthistorisches Objekt und Bewahrer alter Denkmäler, so z.B. von Schiller und Ludwig II, wahrnimmt, betrachtet ihn Dietz als Ausdruck städtischer Sozialpolitik und betont damit seine Funktion als Erholungsraum für die Einwohner.61 "Was dem Bürger sein Goethe, war dem Proletarier seine Solidarität."

Mit dem Programm einer speziellen "proletarischen" Reisekultur war die Fähigkeit der Arbeiterkulturbewegung, "gesellschaftliche Neuerungen subkulturell einzubinden",62 in der Weimarer Republik an ihre Grenzen gestoßen. Denn im Zuge eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Strukturwandels hatte der von der Arbeiterbewegung postulierte Gegensatz von bürgerlicher "Hoch"-Kultur und proletarischer "Gegenkultur" in den 20er Jahren tatsächlich an Schärfe verloren. Auf das Reisen als einer historisch gewachsenen "bürgerlichen" Verhaltensweise war er überhaupt nicht mehr anwendbar. Die Versuche, sich von "Baedeker" als dem Symbol einer verschmähten "bürgerlichen" Reisekultur abzusetzen, mußten daher nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis scheitern: "Dietz Arbeiter-Reise- und Wanderführer" war nicht nur das erste, sondern blieb auch das letzte "proletarische" Reisehandbuch in der Geschichte des Tourismus.

Anmerkungen:

* Für die Unterstützung bei den Recherchen zu dieser Untersuchung danke ich dem Archiv für Tourismus des Instituts für Tourismus der Freien Universität Berlin, besonders dem Leiter Prof. Dr. Walter Eder.

1 Dietz Arbeiter-Reise- und Wander-Führer, Berlin 1932 (i.f. abgek.: Dietz)

2 R. Schmidt: Die Baedeker. zum hundertsten Geburtstage Karl Baedekers, in: Zeitschrift für Bücherfreunde 5 (1901/02), S. 401

3 G.Peters: Redakteur an Baedekers Reisehandbüchern 1925-1934, in: Reisen und Leben Heft 15, Dez. 1987, S. 7f.

4 Sonderprospekt "Geht an Bord mit dem Reichsausschuß", Beilage zu Heft 1 der Zeitschrift Kulturwille 8 (1931). Die Existenz von Arbeiterreisorganisationen in der Weimarer Republik ist in der historischen Forschung bislang nicht bekannt gewesen. Die Autorin untersucht dieses Thema im Rahmen einer Dissertation an der Freien Universität Berlin.

5 A. Siemsen: Daheim in Europa, Jena 1928, S. 18

6 Zur Epochenzäsur in der neueren deutschen Geschichte in den 1840er Jahren sowie der Bedeutung des 18. und des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts als Epoche zentraler Vorentwicklungen s. H.-U. Wehler in der Einleitung zu seiner "Deutschen Gesellschaftsgeschichte", Bd. I: Vom Feudalismus des Alten Reichs bis zur defensiven Modernisierung der Reformära: 1700-1815, München 1987, S. 21ff.; vgl. auch G. Robel: Reisen und Kulturbeziehung im Zeitalter der Aufklärung, in B.I. Krasnobaev u.a. (Hg.): Reisen und Reisebeschreibungen im 18. Jahrhundert als Quellen der Kulturbeziehungsforschung, Berlin 1980, S. 9-37, bes. S 11. Zum Reisen als Ausdruck bürgerlicher Werte s. K. Beyrer: Die Postkutschenreise, Tübingen 1985, bes. S. 113ff.; vgl. auch K. Maurer: Skizzen aus dem sozialen und politischen Leben der Briten. Deutsche Englandreiseberichte des 19. Jahrhunderts, in: P.J. Brenner (Hg.): Der Reisebericht. Die Entwicklung einer Gattung in der deutschen Literatur, Frankfurt/Main 1989, S. 406-433, bes. S. 406 u. 413 und G. Robel, S. 11.

7 S. dazu J. Stagl: die Methodisierung des Reisens im 16. Jahrhundert, in: P.J. Brenner (Hg.), 1989 (vgl. Anm. 6), S. 140-177, bes. S. 164f.: A. Meier: Von der enzyklopädischen Studienreise. Italienreisen im 18. Jahrhundert, in: ebd., S. 284-305; H. Witthöft: Reisenanleitungen, Reisemodalitäten, Reisekosten im 18. Jahrhundert, in: B.I. Krasnobaev u.a. (Hg.), 1980 (vgl. Anm. 6), S. 39-50.

8 S. H. Witthöft, 1980 (vgl. Anm. 6), S. 40; nach H.-W. Jäger: Reisefacetten der Aufklärungszeit, in: P.J. Brenner (Hg.), 1989 (vgl. Anm. 6), S. 262 sind im 18. Jh. rund 10.000 itinerarische Werke in deutscher Sprache (Übersetzungen aus fremden Sprachen eingeschlossen) erschienen, wobei sich die Menge der Ausgaben in der zweiten Hälfte des 18. Jh. verfünffachte; zur gestiegenen Reiseintensität s. auch K. Beyrer, 1985 (vgl. Anm. 6), S. 188f., der das Wiederaufleben des apodemischen Schriftguts in die Jahre 1720 bis 1740 datiert.

9 S. H. Witthöft, 1980 (vgl. Anm. 6), S. 42.

10 Zur Reisebürogeschichte s. K. Fuß: Geschichte des Reisebüros, Darmstadt 1960, hier S. 29ff. (Cook) und 56ff. (Stangen).

11 K. Baedeker: London und Umgebung. Handbuch für Reisende. Mit 4 Karten und 34 Plänen und Grundrissen, 17. Aufl., Leipzig 1912, S. V; nach R. Öhlberger: Berlin im Spiegel der Baedeker 1842-1940, in: Die Reise nach Berlin, hg. v. Berliner Festspiel GmbH. Ausstellung im Hamburger Bahnhof Berlin 1987, Berlin 1987, S. 286-295, hier S. 286 war dieses Zitat in allen Paris- und London-Baedekern des 19. Jahrhunderts zu finden.

12 K. Bädeker: Rheinreise von Basel bis Düsseldorf mit Ausflügen in das Elsaß und die Rheinpfalz, das Murg- und Neckarthal, an die Bergstraße, in den Odenwald und Taunus, in das Nahe-, Lahn-, Ahr-, Roer-, Wupper- und Ruhrthal und nach Aachen. Mit fünfzehn Ansichten, zwei Karten, den Plänen der Städte Straßburg, Frankfurt, Mainz, Koblenz, Bonn, Köln, Aachen und Düsseldorf, und dem Plane des Schwetzinger Gartens, 6. verbesserte und vermehrte Auflage der Klein'schen Rheinreise, Koblenz 1849 (ND Dortmund 1978), o.S. (Vorwort).

13 Ebd.

14 S. dazu H. Krohn: Welche Lust gewährt das Reisen! Mit Kutsche, Schiff und Eisenbahn, München 1985, S. 60, 331, 338.

15 H. Witthöft, 1980 (vgl. Anm. 6), S. 41f.

16 K. Baedeker, 1849 (vgl. Anm. 12), o.S. (Vorwort).

17 H. Witthöft, 1980 (vgl. Anm. 6), S. 47.

18 Ähnlich die These von W. Günter: Geschichte der Bildungsreise, in: id. (Hg.): Handbuch für Studienreiseleiter, Starnberg 1982, S. 26.

19 Der Naturfreund /Wien/ 1912, S. 50f., zit. n. D. Kramer: Arbeiter als Touristen. Ein Privileg wird gebrochen. Soziale und ökonomische Rahmenbedingungen der Entwicklung der Naturfreunde, in: J. Zimmer (Hg.): Mit uns zieht die neue Zeit. Die Naturfreunde. Zur Geschichte eines alternativen Verbandes in der Arbeiterkulturbewegung. Köln 1984, S. 50.

20 Zur Arbeiterkulturbewegung in Deutschland vor dem 1. Weltkrieg s. B. Emig: Die Verelendung des Arbeiters. Sozialdemokratie als Kulturbewegung, Frankfurt/Main-New York 1980; zu den Begriffen "Kultur" und "Gegenkultur" s. D. Langewiesche: Politik - Gesellschaft - Kultur. Zur Problematik von Arbeiterkultur und kulturellen Arbeiterorganisationen in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg, in: Archiv für Sozialgeschichte 22 (1982), S. 372.

21 Forschungsüberblick zur Arbeiterkultur und Arbeiterbewegungskultur s. D. Langewiesche, 1982 (vgl. Anm. 20), S. 359-402.

22 S. dazu H.A. Winkler: Von der Revolution zur Stabilisierung. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 19241930, Berlin-Bonn 1984, bes. S. 327ff. sowie die SPD-Parteiprogramme in D. Dowe/K. Klotzbach (Hg.), Programmatische Dokumente der Deutschen Sozialdemokratie, 2. überarb. u. aktual. Aufl., Berlin-Bonn=Bad Godesberg 1984, bes. S. 207ff., 215ff.

23 D. Langewiesche, 1982 (vgl. Anm. 20), S. 374.

24 Vgl. zu den Reisezielen z.B. Reiseblätter des Reichsausschusses für sozialistische Bildungsarbeit 2(1928), Nr. 1, S. 7.

25 Reiseblätter 4 (1930) Nr. 1, S. 1.

26 Ebd., S. 2

27 Kulturwille 4(1927), S. 162; Zitate im vorhergehenden Satz aus Reisen. Schauen, Beilage zu Kulturwille 5 (1928) Sept.Heft, o.S. u. ebd. 6 (199) März-Heft, S. 5*. Daß sich der Name "Baedeker" zahlreiche orthographische Varianten gefallen lassen mußte, mag in der Form widerspiegeln, was der Inhalt an Ungereimtheiten aufwies; Auf dem Hintergrund der tourismushistorischen Entwicklung im 18. und 19. Jahrhundert mußte der Begriff des "bürgerlichen" Reisens zur Tautologie geraten. Die Schreibweise von "Baedeker" in den gegebenen Zitaten entspricht jeweils den Quellen.

28 Ebd. 6 (1929) März-Heft, S. 5*.

29 D. Kramer: Aspekte der Kulturgeschichte des Tourismus, in: Zeitschrift für Volkskunde 78 (1982), S. 8; zum "Sozialen Wandern" s. auch W. Mohr: Soziales Wandern, in: Der Naturfreund /Wien/ 34 (1930), S. 217f.

30 Reiseblätter 2(1928) Nr. 4, S. 8.

31 H. Kamm: Reisehandbücher: Baedeker und Kollegen, in: Reiseblätter 5 (1931) Nr. 2, S. 1.

32 A. Siemsen, 1928 (vgl. Anm. 5), S. 20.

33 Ebd., S. 18.

34 Ebd., S. 21.

35 Reisen. Schauen 7 (1930) Juli/Aug.-Heft, S. 26*.

36 A. Siemsen, 1928 (vgl. Anm. 5), S. 22.

37 Ebd., S. 21.

38 H. Kamm, 1931 (vgl. Anm. 31), S. 1ff.; daraus auch die folgenden Zitate.

39 F. Kummer: Eines Arbeiters Weltreise "(1913), 2. Aufl., Jena 1924, S. 19.

40 K. Baedeker: Nordbayern. Franken. Oberpfalz. Niederbayern. Bayrischer und Böhmer Wald. Böhmische Grenzgebiete. Handbuch für Reisende. Mit 23 Karten, 22 Plänen und 6 Grundrissen, 2. Aufl., Leipzig 1930 (i.f. abgek.: Baedeker: Nordbayern). Fragen des Umfangs und zu sonstigen Faktoren, die die Gefahr in sich bergen, die Analyse auf eine Deskription zu reduzieren, werden ausgeklammert. Ein 340seitiger Baedeker für Nordbayern und ein 450seitiger Dietz, der ganz Deutschland und Österreich umfaßt, wären ansonsten nicht vergleichbar.

41 Vgl. zu Unterkunftspreisen in der 2. Hälfte der 20er Jahre Deutsche Verkehrsblätter, Pressedienst hg. v. Reichsbahnzentrale für den Deutschen Reiseverkehr Jg. 1928, Nr. 15ff. (Archiv für Tourismus des Instituts für Tourismus der FU Berlin).

42 Zur Aufnahme von Erwachsenen in JH seit 1920 s. die Pressemitteilung in: Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker 62 (1924) Nr. 81, S. 581.

43 Baedeker: Nordbayern, S. V.

44 Ebd., S. 224.

45 Ebd., S. 139; zum Naturfreundehaus s. Dietz, S. 442.

46 Baedeker: Nordbayern, S. 301; zum Naturfreundehaus s. Dietz, S. 442.

47 Baedeker: Nordbayern, S. V.

48 Grieben: Reiseführer Band 99: Bayrischer und Böhmerwald mit Regensburg, Passau, Linz und Angaben für Automobilisten. Mit 7 Karten, 4. Aufl., Berlin 1930, S. 25, 51, 101, 132.

49 Woerl's Reisehandbücher: Illustrierter Führer durch Nordtirol, Vorarlberg, Land Salzburg und angrenzende Gebiete von Südbayern und Südtirol. Mit 6 Karten, 1 Plan und 12 Abbildungen, 6. Aufl., Leipzig 1930, S. 116.

50 Storm Reiseführer: Thüringen und Kyffhäusergebirge. Von Wilhelm Greiner. Mit 24 Karten, 11 Plänen, 3 Grundrissen und 4 Rundsichten, Berlin 1928, S. 2, 7, 116, 118.

51 S. die Vorbemerkung von A. Holitscher: Der Narrenführer durch Paris und London (1925), Frankfurt/Main 1986, S. 7f., der seinen Reisebericht ursprünglich "Narrenbaedeker" betitelt hatte; zum Prozeß gegen Bergengruen s. R. Öhlberger, 1987 (vgl. Anm. 3), S. 4.

52 G. Peters, 1987 (vgl. Anm. 3), S. 4.

53 S. K. Baedeker: Nordbayern. Franken. Oberpfalz. Niederbayern. Reisehandbuch. Mit 8 Karten, 9 Stadtplänen und 100 Federzeichnungen, 3. völlig neu bearbeitete Aufl., Neudruck mit zahlreichen Nachträgen, Hamburg-München 1952, bes. S. 17f. u. 180 enthielt jetzt auch Hinweise auf Hütten und Heime des TVDN.

54 S. P. Märker/M. Wagner: Bildungsreise und Reisebild. Einführende Bemerkungen zum Verhältnis von Reisen und Sehen, in: Mit dem Auge des Touristen. Zur Geschichte des Reisebildes. Ausstellung des Kunsthistorischen Instituts der Universität Tübingen 1981, Tübingen 1981, S. 8f. (=Ausstellungskataloge der Universität Tübingen 14).

55 Baedeker: Nordbayern, S. 189ff.

56 Ebd., S. 192f., 194-213.

57 Dietz, S. 297ff.

58 S. dazu F. Wolfzettel "Ce désir de vagabondage cosmopolite". Wege und Entwicklung des französischen Reiseberichts im 19. Jahrhundert, Tübingen 1986, S. 67.

59 Baedeker: Nordbayern, S. 195; Dietz, S. 298.

60 Baedeker: Nordbayern, S. 214; Dietz, S. 301.

61 Baedeker: Nordbayern, S. 216; Dietz, S. 301.

62 D. Langewiesche, 1982 (vgl. Anm. 20), S. 402.

Kulturgeschichte der Reiseleitung

In der Reihe der Bensberger Manuskripte ist als Nr. 37 von Wolfgang Günter die Kulturgeschichte der Reiseleitung erschienen. Es handelt sich bei dieser Publikation um die Wiedergabe des einleitenden Vortrages von W. Günter, Professor für Schulpädagogik in Freiburg, der Studienkonferenz "Reiseleiter - Fluchthelfer aus dem Alltag?", die von der Thomas-Morus-Akademie Bensberg im Herbst 1988 veranstaltet worden war (ISBN 3-89198-021-3, DM 4,--).

Christine Keitz: Zwischen Kultur und Gegenkultur - Baedeker und die ersten Arbeitertouristen in der Weimarer Republik
In "Reisen und leben" Heft 19, S. 3-17.
(Holzminden: Ursula Hinrichsen; 1989)
ISSN 0936-627X


Zu diesem HeftTable of contentsEs begann mit 12 000 Thalern

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