Reisen und leben, Heft 18 / 1989

Rezensionen

(-awh-)

a) Reiseführer Baedeker - Allianz-Reiseführer

In dieser Reihe sind einige bemerkenswerte Neuerscheinungen zu vermelden (die genauen bibliographischen Angaben finden Sie in der Rubrik "Neue Baedeker-Reiseführer").

Der Verlag stellt von den Großformaten auf handliche Taschenformate um, entsprechend den Städte- und Regionalführern (wie z.B. Prag oder Türkische Küsten).

Nach dem Führer für die Schwäbische Alb wurde nun der zweite Band fertig: Bodensee/Oberschwaben. Er entspricht dem Reisegedanken der beweglichen Autogeneration. Der Bodensee wird als Einheit vorgestellt, wenn auch Deutschland, Österreich und die Schweiz die Anrainerländer sind. Im Gegensatz zu den Berlin-Baedekern (Trennung nach West und Ost) ist hier eine alphabetische Ordnung eingehalten, die nach "Meersburg" in Deutschland "Mellau" in Österreich darstellt. Durch die Zuordnung von Oberschwaben, eine der lieblichsten deutschen Barockgegenden, wird neben dem Fürstentum Liechtenstein auch Bregenz oder Ulm beschrieben. Der Zuschnitt der beigelegten Karte ist etwas irreführend: der abgebildete Teil des Schwarzwaldes ist nicht beschrieben, aber das liegt am Kartenschnitt. Diese Reisekarte zeigt aber dadurch auch die Anfahrtswege aus dem Raum südlich von Stuttgart.

Einige Länderbände profitieren auch schon von dem handlichen Format: Griechenland, Schweiz, Italien, Mexiko und als neuester Band: Karibik.

Diese Bände sind nicht nur im Format umgestellt worden, sondern sie sind zum größten Teil neu bearbeitet worden. Lassen Sie sich zuerst Griechenland vorstellen. Auf rund 750 Seiten ist ein Kompendium entstanden, das thematisch an die alten, klassischen Bände erinnert. Trotzdem ist kein Vergleich möglich, denn das Reiseideal hat sich gewaltig verändert. Man reist nicht mehr im Staubanzug mit dem Schiff und unzähligen Koffern nach Griechenland, sondern im leichten Reisedress mit dem Flugzeug. Aber der Reisende von heute, der sich auf eine Kultur-, Sport- oder Badereise begibt und sich vorher über das Land informieren will, muß wissen, daß er uralten geschichtlichen Boden betritt. Die Gliederung in rund 180 Seiten Vorspann, rund 120 Seiten praktischen Informationen und den "Rest" in alphabetischer Anordnung wiedergegebenen Reisezielen ist der Fülle des Stoffes gerecht geworden. Dem Vernehmen nach hat die Griechische Zentrale für Fremdenverkehr diesen Band als Auskunftsmittel in der Beratungstätigkeit übernommen.

Ebenso hat der Band über die Schweiz eine Neubearbeitung erfahren. Das Reiseland mit der längsten touristischen Tradition ist schon so oft beschrieben worden, daß hohe Ansprüche an einen neuen Band gestellt werden. Er ist für den allgemeinen Touristen gut nutzbar. Für den Touristen, der des öfteren in die Schweiz fährt, werden die regionalen schweizerischen Führer mehr bieten. Aber gerade wegen der allgemeinen Informationen wird auch dieser handliche Band viele Freunde finden. Einige Hinweise für eine Neuauflage dürfen an dieser Stelle genannt werden: Die Wanderwege in der Schweiz unterliegen einem hervorragenden System, das in diesem Buch mit Abbildungen und Erläuterungen vorgestellt werden sollte. Ein Mekka deutscher Literaturfreunde ist der Ort Raron im Wallis: Dort ist Rainer Maria Rilke an der Kirchmauer der hoch über dem Ort auf einem Felsen thronenden Kirche begraben; Raron sollte aufgenommen werden. Bei der Erwähnung berühmter Persönlichkeiten der Schweiz könnten die beiden Erschließer der Schweizer Alpen Eingang finden: G. Studer und sein Schüler Ed. von Fellenberg. Sie sind indirekt die Begründer des modernen Hochalpinismus in der Schweiz.

Auf knapp 800 Seiten hat das liebste Reiseland der Deutschen, Italien, eine Neubearbeitung erfahren. Wie haben sich doch die Zeiten seit Seumes Wanderung nach Syrakus oder seit der empfindsamen Autofahrt von Otto Julius Bierbaum verändert! Hier liegt nun der neue Band vor, der allen Wünschen des Italien-Reisenden gerecht wird, einschließlich der auf der vorletzten Umschlagseite abgedruckten Warnung; für Südtirol kann der Reisende aber den im gleichen Verlag erschienenen ausführlicheren Führer nutzen.

Mexiko und Karibik, ein Zauberwort für Amerika-Reisende, gibt es auch in der Neubearbeitung auf über 600 bzw. 800 Seiten. Beide Führer sind nach den oben genannten Prinzipien aufgebaut. Bei beiden Bänden fällt auf, daß sich viele Autoren unter der Gesamtleitung von Dr. Peter Baumgarten um umfassende Recherchen bemüht haben, wie es dem Stil eines sehr guten Hauses entspricht.

Kompass-Wanderführer Weser-Leine-Bergland

In der Fülle deutschsprachiger Reiseführer füllen die Wanderführer einen bescheidenen Stellenwert aus. Der Deutsche Wanderverlag Dr. Mair & Schnabel bringt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendherbergswerk Wanderführer heraus; eine der neuesten Ausgaben sind die Rund- und Streckenwanderungen aus dem Weser- und Leine-Bergland in einer 2., verbesserten und überarbeiteten Auflage. Die erste Auflage war 1980 erschienen. 9 Jahre später folgt die nächste Auflage, die, mit Farbskizzen und -fotos angereichert, einen moderneren Eindruck machen soll. Aber ist damit das Pulver schon verschossen? Es scheint so bei genauerer Prüfung des Inhaltes. Wenn dem so ist, dann muß sich der Benutzer fragen, ob er sein Geld dafür umsonst ausgegeben hat. Er erwartet Anregungen, die bei Wanderführern mit ganz genauen Angaben zur Wegbeschreibung und zur Kartographie versehen sein müssen. Sie bilden die Ergänzung der erhältlichen Wanderkarten. In diesem Fall wird für den Naturpark Solling-Vogler die amtliche Karte empfohlen, die schon seit Jahren durch eine dreiteilige Karte ersetzt ist. Zwei Teile (Süd- und Mittelteil) stellen den Naturpark dar. Es gibt ein Kartenverzeichnis des Landesverwaltungsamtes, das über die neuesten Kartenauflagen berichtet. Bei den Streckenwanderungen wird das seit drei Jahren eingeführte Angebot einer 210 km langen Wanderung (mit besonderer Ausschilderung versehen) von Hann. Münden bis Porta Westfalica vermißt. Ungenauigkeiten und veraltete Angaben lassen leider den Gebrauchswert dieses Wanderführers nicht voll zur Geltung kommen.

Bibliographie: Goedeke, R.: Kompass-Wanderführer Weser-Leine-Bergland, Rund- und Streckenwanderungen, 2., verbesserte und überarbeitete Auflage, 214 S./5 nn.Bl., zahlreiche Karten und Abb., Ostfildern 1989, ISBN 3-8134-0181-2, DM 19.80

Hildebrandt's Urlaubsführer und USA-Straßenatlas

Bei KARTO+GRAPHIK sind einige neue Reiseführer und Karten rechtzeitig zur Reisesaison 1989 erhältlich. Einige dürfen hier vorgestellt werden:

Da ist der Band über die Seychellen in der 4. Auflage erschienen, bearbeitet von Clausjürgen Eicke mit Beiträgen von Christine Hedegard und Wolfgang Debelius. Seitdem es einen internationalen Flughafen gibt, werden die Inseln im Indischen Ozean von Touristen zum Badeurlaub besucht. Da sich der durchschnittliche Tourist höchstens 2-3 Wochen, und das vielleicht nur einmal im Leben, dort aufhält, sind die Informationen eines solchen Urlaubsführers gut zu nutzen. Erfreulich ist, daß nicht nur die Sonnenseiten aufgezählt werden, sondern auch gerade zum Thema Tourismus Probleme als notwendiger Fingerzeig für uns aufgezeigt werden. Behutsamkeit beim Besuch der Seychellen ist angebracht.

Auch der Urlaubsführer über das Südliche Afrika ist neu erschienen, ebenfalls wieder bearbeitet von Clausjürgen Eicke. Er behandelt neben der Republik Südafrika die Länder Botswana, Lesotho, Namibia, Swaziland und Zimbabwe. Da diese Länder großen politischen Spannungen unterworfen sind, sind Reiseführer, die nicht nur eine einseitige Pro-Information liefern, wichtig. Eicke schildert z.B. auf mehreren Seiten genau die politische Landschaft Südafrikas mit der Erläuterung, wie die Apartheid gehandhabt wird. Die Fotos und Impressionen zu Beginn des Bandes helfen dem Betrachter, sich auf eine Reise vorzubereiten.

Abgestimmt auf die Reisegewohnheiten europäischer Besucher hat der Verlag einen Reiseatlas für den westlichen Teil der USA herausgebracht (Der östliche Teil folgt nächstes Jahr). Übersichtskarten, thematische Karten (Temperaturen, Niederschläge, Vegetation), Staatenkarten, Detailkarten (z.B. über den Gran Canyon) und Stadtpläne bieten eine Fülle von Information für den Autoreisenden. Die touristischen Zentren sind lokalisiert; sie werden erschlossen über einen Index 'Places of Interest' und 'Reiseinformationen'.

Bibliographie:

Eicke, C.: Seychellen. Mit Beiträgen von Chr. Hedegaard und W. Debelius, 176 S., 31 Farbfotos, 28 Illustrationen, 7 Detailkarten und Stadtpläne, ISBN 3-88989-115-2, DM 19.80.
Eicke, C.: Südliches Afrika, 304 S., 49 Farbfotos, 38 farbige Illustrationen, 35 Detailkarten (davon 16 Routenvorschläge) und Stadtpläne, ISBN 3-88989-116-0, DM 22.80.
Hildebrand's Straßenatlas USA - der Westen, 160 S., 96 Kartenseiten, 16 s. Ortsregister, insg. 160 S., ISBN 3-88989-476-3, DM 16.80.

MICHEL-Atlas zur Deutschland-Philatelie

Was soll bei REISEN UND LEBEN die Vorstellung eines Atlanten für Briefmarkensammler? Sicher gibt es auch den einen oder anderen Philatelisten unter den Lesern, doch die Begründung ist anders. Dieser Atlas dürfte den historisch interessierten Leser sehr ansprechen, denn er zeigt in einer Fülle von Karten - in dieser Zusammenstellung wohl bisher einmalig - postgeschichtliche Entwicklungen, die mit der Wiedergabe von Poststraßen beginnen. Weitere Karten zeigen alle Postorte, auch in der politischen Aufteilung der deutschen Einzelstaaten (da wird manche Bemerkung in den alten Reiseführern von Karl Baedeker lebendig und verständlich). Eine Karte zeigt die Entwicklung der Bahnpost in Schleswig-Holstein mit den Eröffnungsdaten der einzelnen Strecken. Schiffspostverbindungen, Posteinrichtungen in den ehemaligen Kolonien, die Abstimmungsgebiete, Darstellung der besetzten Gebiete des 1. und 2. Weltkrieges, die Verkehrserschließung durch die Flugverbindungen im Jahre 1933 bis zu den Stadt- und Landkreisen in der DDR sind weitere Themen.

Ein ausführliches Register erschließt diese Karten; alle Karten sind durch die gute Gestaltung und den klaren Druck einwandfrei lesbar.

Bibliographie: Gerlach, H.-H.: MICHEL-Atlas zur Deutschlandphilatelie, 136 S., über 100 mehrfarbige Karten und Pläne, 24 x 33,5 cm, ISBN 3-87858-441-5, DM 84,--.

Zum Abschluß der Vorstellung von Reiseführern und Karten hier noch eine Erwähnung eines alten Führers, der wieder zum Vorschein kam:

Pompeji. Ein Führer durch die Ruinen von Tatiana Warscher. Mit 60 Abbildungen, 1 Stadtplan und mehreren Einzelplänen, 292 S., erschien 1925 beim Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin und Leipzig. In der Werbung wurde dazu geschrieben: "Dieser neue, mit reichen Abbildungsmaterial versehe Führer ermöglicht es dem Besucher, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel zu sehen."

In der Wochenendbeilage der Thüringischen Landeszeitung vom 29.10.88 erschien einer üblichen Abhandlungen mit dem Titel: Legendärer Baedeker von Dr. Georg Menchen (oberflächlich und alte Quellen nutzend).

b) Reiseliteratur

Thomas Grosser: Reiseziel Frankreich. Deutsche Reiseliteratur vom Barock bis zur Französischen Revolution.

In den letzten Jahren mehren sich grundlegende Arbeiten über die Reiseliteratur der vergangenen Jahrhunderte. Nicht nur die Beschäftigung mit Reiseliteratur und Reiseführern des 19. und 20. Jahrhunderts hat eine Renaissance erfahren, sondern Autoren wagen sich auch an die Bearbeitung von Teilbereichen des Reisens mit dem Bemühen, interdisziplinäre Verknüpfungen vorzulegen. Die im Titel genannte Arbeit zeigt vertiefend Grundlagen des Reisens auf, verknüpft in der Sozialgeschichte Deutschlands und Frankreichs. Macht schon die Sammlung aller Quellen oft große Schwierigkeiten (auch der Autor hatte sie, denn bibliographisch erfasste Werke konnten nicht immer im Original begutachtet werden), mutet eine Analyse, die über die Kavalierstour oder die bürgerliche Bildungsreise hinausgeht, dem Verfasser konsequentes Arbeiten zu. Die Hauptkapitel zeigen die ganze Spannweite dieser Arbeit auf:

die adelige Kavalierstour nach Frankreich in der Reiseliteratur
die deutschen Bürger auf ihren Reisen in das Frankreich
des Ancien Régime und die Entfaltung von Reisepraxis und Reiseliteratur als Medien der Aufklärung
die Reisen in die Revolution und die Politisierung der Frankreich-Literatur in den 1790er Jahren
Das Bild Frankreichs in der deutschen Reiseliteratur: Aspekte und Tendenzen

Ein 50-seitiges Literaturverzeichnis läßt keine Wünsche offen; vielleicht können Leser Hinweise auf die bisher nicht im Original aufgefundenen Werke in noch nicht erschlossenen Bibliotheken geben.

Bibliographie: Grosser, Th.: Reiseziel Frankreich. Deutsche Reiseliteratur vom Barock bis zur Französischen Revolution, 517 S., Opladen 1989, ISBN 3-531-12064-6; DM 74,--.

Gabriele Marita Knoll: Großstadttourismus der Innenstadt von Köln im 19. und 20. Jahrhundert

In der Reihe der Geostudien wurde nun die Dissertation von Frau Knoll, die einigen Lesern vom letzten Baedeker-Symposium her schon bekannt ist, veröffentlicht. Im Wesentlichen untersuchte die Autorin die Innenstadtentwicklung anhand der Fremdenverkehrseinrichtungen von Köln und dem Nachbarort Deutz. Die touristische Infrastruktur sowie insbesondere die Hotels werden in ihren Funktionen verglichen. In der Einführung werden Entwicklungen des beginnenden 19. Jahrhunderts aufgezeigt; die dazu benutzten Quellen sind selten der Originalliteratur entnommen, was nicht immer zu befriedigenden Ergebnissen führt. Die Argumentation geht dabei dann von aus anderen Quellen übernommenen Aussagen aus, die schon zu oft benutzt - und damit nicht mehr originell - sind. Aber diese Kritik soll den Gesamteindruck nicht schmälern, den diese Arbeit vermittelt. Der Text ist aufgelockert mit erläuterndem Kartenmaterial sowie am Schluß mit einer Reihe von Abbildungen, denen noch ein alphabetisches Literaturverzeichnis angeschlossen ist. Eine Untersuchung über einen Zeitraum von fast zweihundert Jahren zu machen, verdient vollste Hochachtung; diese Untersuchung könnte manchen Stadtvater zum Nachdenken über Stadtentwicklungen bringen.

Bibliographie: Knoll, G.M.: Großstadttourismus der Innenstadt von Köln im 19. und 20. Jahrhundert; Herausbildung, Dynamik und Persistenz von Standorten und Standortgemeinschaften im Großstadttourismus, 188 S./22 nn.Bl. Anhang, in der Reihe: Geostudien, Sonderfolge 1, Köln 1988, DM 55,--.

Nicola Borger-Keweloh: Reisen, Lustfahrten und Triumphzüge - ein Kölner Patrizier auf dem Rhein

In den Informationen des Fördervereins Deutsches Schiffahrtsmuseum e.V. erschien kürzlich ein ausgezeichneter Aufsatz über die Passagierschiffahrt auf dem Rhein; insbesondere wird auf die Anfänge der Dampfschiffahrt eingegangen. Diesem Aufsatz liegen die Tagebücher des Kölner Patriziers Sulpiz Boisserée zugrunde, der ausführliche Aufzeichnungen seiner Erlebnisse gemacht hat. Sie erinnern an die Aufzeichnungen Johanna Schopenhauers oder Franz von Dingelstedts. Sulpiz (oder auch Sulpice) Boisserée war so bekannt, daß ihm sogar ein längerer Absatz in Meyers Lexikon (2., 3. Auflage) gewidmet war. Eines seiner bekanntesten Bücher hielt die "Geschichte und Beschreibung des Doms zu Köln" (Stuttgart 1823-32) fest. Die Autorin bringt Tagebuchauszüge mit Erläuterungen, illustriert mit Abbildungen von Fahrtszenen auf Rheindampfern sowie 2 Ansichten von Köln (eine ohne, eine mit Dampfschiffen).

Bibliographie: Borger-Keweloh, N.: Reisen, Lustfahrten und Triumphzüge - Ein Kölner Patrizier auf dem Rhein, in: Deutsche Schiffahrt Nr. 1/89, S. 9-17, Bremerhaven 1989, ISSN 0723-9440.

Helmut M. Bien/Ulrich Giersch: Reisen in die große weite Welt

Der Untertitel zeigt auf, daß es sich um eine Kulturgeschichte des Hotels handelt. Dieses Mal ist es aber keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern die Umsetzung einer Ausstellungsidee in Buchform. Kofferaufkleber erzählen anhand von 222 Abbildungen von Grandhotels, von Portiers, Kur- und Sporthotels, von Bahnhöfen, von verschwiegenen Landhotels und von fernen Ländern, und zwar in 15 Kapiteln wie z.B. "(K)lebe wohl, lieber Gast" oder "Vom Schriftzug zum Miniatur-Plakat". Als ich vor zwei Jahren auf dem Flohmarkt in Berlin einen Koffer erhandelte, der mit solchen Aufklebern verziert war, geschah das nur, weil ich vorher durch Herrn Giersch auf diese kleinen, aber aussagekräftigen Dinger aufmerksam geworden war. Auch Aufkleber erzählen etwas von Reiselust, Reisefreude, aber vielleicht auch von Reisefrust (früher sagte man: Reiseleid). Wie aus dem Buch zu erfahren ist, gibt es Sammlervereine für diese kleinen Etiketten. Um 1886 soll es den ersten Aufkleber gegeben haben. Der Band, der in der Reihe der bibliophilen Taschenbücher erschien, bildet nicht nur Kofferaufkleber ab, sondern schildert im begleitenden Text Hotelgeschichte und damit Reisegeschichte. Im Anhang ist jeder Aufkleber beschrieben und datiert. Ob Sie, verehrter Leser nun auch nachsehen, ob Sie solche Kofferaufkleber haben oder anfangen zu sammeln? Mir geht es - leider - so!

Bibliographie: Bien, H.M./Giersch, U.. Reisen in die große weite Welt - Die Kulturgeschichte des Hotels im Spiegel der Kofferaufkleber von 1900 bis 1906; 184 S. mit 222 farbigen Abb., in der Reihe: "Die bibliophilen Taschenbücher", Band 534, Dortmund 1988, ISBN 3-88379-534-8, DM 24.80

c) Eisenbahn, Schiffahrt, Museen:

Jürgen Kodemann und Manfred Pohl: Die Bagdadbahn

Im Baedeker von Konstantinopel und Kleinasien von 1914 findet man in der Einleitung folgenden Hinweis:

"Die kleinasiatischen Eisenbahnen stehen unter fremder Verwaltung und zwar die Anatolische, die von Haider Pascha gegenüber Konstantinopel nach Angora und Konia führt, sowie ihre Fortsetzung, die Bagdadbahn, unter deutscher, die kurze Linie Mudania - Brussa und die Bahn von Smyrna nach Afiun Karahissar...unter französischer, die Linie von Smyrna nach Diner. .unter englischer Verwaltung."

Ab S. 270 ist dann eine ausführliche Streckenbeschreibung der anatolischen Bahn und des bis dahin fertiggestellten Teilstücks der Bagdadbahn beschrieben. Die Einführung dazu schließt ab mit: "Die Bagdadbahn. . .soll in den nächsten Jahren ihr Ziel erreichen."

Soweit eine Einstimmung aus dem letzten Baedeker auf das oben genannte Buch.

Es sollte noch bis zum 15. Juli 1940 dauern, bis die Strecke von Konstantinopel nach Bagdad zu befahren war. Die kriegerischen Auseinandersetzungen hatten ihren Anteil daran.

Es ist den Herren Lodemann und Pohl gelungen, einen umfassend informierenden Band über die Geschichte und über die heutigen Reisemöglichkeiten der bzw. mit der Bagdadbahn zusammenzustellen. Im ersten Teil des Buches werden in Text und Dokumenten sowie zeitgenössischen Abbildungen die schwierige Entwicklung dieser Bahnstrecke aufgezeichnet, im zweiten Teil wird mit einer Streckenbeschreibung versucht, beim Leser Fernweh zu wecken und diese fast im westeuropäischen Bewußtsein vergessene Bahnstrecke vorzustellen. Karten und neues Bildmaterial lassen erahnen, welche ungeheure Aufgabe es war, diese Bahnstrecke aus strategischen Gründen zu vollenden. Die Menschen, die dort leben, leben mit der Bahn, die zu einem eisernen Zeugnis der Nahostgeschichte geworden ist. Ein überaus lesens- und nutzenswertes Buch.

Bibliographie: Lodemann, J./Pohl, M.. Die Bagdadbahn. Geschichte und Gegenwart einer berühmten Eisenbahnlinie. XII, 180 S., 235 Photos und Karten. Großformat, Leinen mit Schutzumschlag, ISBN 3-7758-1189-3, DM 98,--, Mainz 1989.

Wilhelm Tausche: Die Tauernbahn

Im Jahre 1909 wurde die Tauernbahn durchgehend bis Triest eröffnet (1901 begonnen, 1905 bis Badgastein fertiggestellt). Sie ist lediglich 80,9 km lang, muß aber heute rund 27% des gesamten Gütertransitverkehrs in Österreich bewältigen. Der Autor, der diese einführenden Angaben in seinem Buch über die Tauernbahn nennt, hat anhand alter und neuer Fahrpläne untersucht, wie sich der Fernreiseverkehr seit 1909 entwickelt hat. Abbildungen von Fahrplänen über einen Zeitraum von 75 Jahren sprechen den Leser im Vergleich gut an, genauso die Reproduktionen von alten Postkarten und Abbildungen sowie die eindrucksvollen schwarzweiß und Farbfotos. Der Verfasser unterbreitet einen Reisevorschlag, um die Strecke kennenzulernen mit einer Rundtour von 7.30 morgens bis 22.40 Uhr abends ab und bis München über den Brenner, durch das Pustertal nach Spittal und dann über die Tauern - Bergstrecke über Schwarzach - St: Veit nach Salzburg und zum Ausgangspunkt zurück. Ob dieser Fahrplan heute noch Gültigkeit hat?

Bibliographie: Tausche, W.: Die Tauernbahn. Ein transalpiner Schienenweg im Spiegel alter und neuer Fahrpläne, 40 S. und 18 nn.Bl. mit Abbildungen, ISBN 3-922138-26-8, DM 28,--, München 1986.

Donau-Schiffahrt

Der Arbeitskreis Schiffahrts-Museum Regensburg e.V. gibt in unregelmäßiger Folge eine Schriftenreihe mit dem Titel "DonauSchiffahrt" heraus. Diese Schriftenreihe widmet sich in erster Linie der historischen Erforschung der Donauschiffahrt, der Schiffahrt auf bayerischen Nebenflüssen der Donau und der Einrichtungen und Schiffe. Der Band 4 enthält folgende Themen:

- Der Regensburger Hafen im Mittelalter und in der neuen Frühzeit;
- Die Vilsschiffahrt;
- Regensburg - eine Drehscheibe des Eisenhandels vom 13. bis zum 16. Jahrhundert;
- die Königlich Bayerische Donau-Dampfschiffahrt 1846-1862;
- die Holztrift und Flößerei auf dem Regen;
- Nie gebaut: Der "Henkel-Hafen" bei Regensburg-Kreuzhof;
- Donauschiffahrt in alten Darstellungen.

Bibliographie: Arbeitskreis Schiffahrt-Museum Regensburg e.V.: Donau-Schiffahrt; bisher erschienen Bände 1-4, Heft 4: 128 S.

Martin Scharfe: Museen in der Provinz

Da unter den Lesern auch Mitarbeiter von Bibliotheken und Museen sind, soll diese Zusammenstellung einer Arbeitstagung vorgestellt werden. Zusätzlich könnte es aber den Museumsbesucher ansprechen, wenn er sich mit der täglichen Museumsarbeit vertraut machen möchte. Oft gibt es Klagen von Besuchern oder Stadtdirektoren, daß Museen nicht ihren Vorstellungen entsprechen. Die tägliche Museumsarbeit unter Verwendung des vorhandenen Materials und der zur Verfügung gestellten Geldmittel muß oft ein Kompromiß bleiben. Heimatmuseen, Spezialmuseen, ein Geschichtslehrpfad, Öffentlichkeitsarbeit und der Museumsbesucher sind Abschnitte in diesen Berichten der Arbeitstagung, die schon im Jahre 1980 im schwäbischen Biberach an der Riß stattfand. Ein Orts-, Personen- und Sachregister erschließt diesen Band. Beiträge von Praktikern und Theoretikern über grundsätzliche Fragen werden angesprochen und diskutiert. Ob solche Arbeiten auch ein Kulturpolitikern bekanntes Rüstzeug ist? Es wäre zu wünschen!

Bibliographie: Scharfe, M. (Hrsg.): Museen in der Provinz. Strukturen, Probleme, Tendenzen, Chancen, in der Reihe: Untersuchungen des Ludwig-Uhland-Institutes der Universität Tübingen, Band 54, Tübingen 1982.

awh: Rezensionen
In "Reisen und leben" Heft 18, S. 31-41.
(Holzminden: Ursula Hinrichsen; 1989)
ISSN 0936-627X


Panoramen des 19./20. JahrhundertsTable of contentsZu diesem Heft

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