Reisen und leben, Heft 19 / 1989

Rezensionen von -awh -

1. Architekturführer Berlin von M. Wörner/D. Mollenschott

Bei Reimer in Berlin erschien als Spezialreiseführer ein Architekturführer, der 463 Gebäude aus der bedeutenden Baugeschichte des Westteils der Stadt vorstellt. Aufgeteilt nach Bezirken, versehen mit jeweils einer Bezirkskarte, werden die Objekte beschrieben. Mehrere Register (...nach Architekten, ...nach Baugattungen, der Straßen, der Fotografen, der Verfasser), ein Übersichtsplan, ein Verkehrsplan sowie ein Verzeichnis weiterführender Literatur erschließen diesen Führer. Es macht Spaß, zusätzlich zu einem guten Reiseführer diesen Architekturführer zur Hand zu nehmen, um mehr über die Baugeschichte zu erfahren, und zwar nicht nur als fachlich geschulter Reisender. Grundrisse, Fotos von älteren Bauzuständen und ergänzende Legenden lassen die Kenntnisse vertiefen. Ein nützliches Werk, dem bald ein ähnliches über den nun wieder offeneren Ostteil von Berlin folgen könnte.

Bibliographie: Wörner, M./Mollenschott, D.. Architekturführer Berlin, mit einer Einleitung von W. Schäche, XXIV/314 S./3 nn. B1., mit Abb., Karten, Plänen„ Berlin 1989, ISBN 3-496-00951-9, DM 38,--

2. H. Möller: Das deutsche Messe- und Ausstellungswesen

In der Reihe der Forschungen zur deutschen Landeskunde legt Holger Möller eine Untersuchung über das deutsche Messe- und Ausstellungswesen, seiner Standortstruktur und räumlichen Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert vor. Messen und Ausstellungen, insbesondere auch die "Weltausstellungen" der frühen Industrialisierungszeit spielten und spielen eine nicht unbedeutende Rolle im Reiseverkehr. Dieses machte sich auch deutlich in dem Bemühen verschiedener Reiseführerverlage, Beilagen dazu zu veröffentlichen oder Reiseführer (wie z.B. "Wien 1873" vom Bibliographischen Institut) zu verfassen.

Die Entwicklung überregional bedeutsamer Messeplätze, die Standortvoraussetzungen, die wirtschaftliche Bedeutung des Messe- und Ausstellungswesens sind nur einige Aspekte eines Phänomens, auf das wir heute wohl kaum noch verzichten würden. Die Beliebtheit der Publikumsmessen (auch gerade auf dem touristischen Sektor) und die Notwendigkeit des Handelsaustausches (ob Leipzig, Frankfurt oder Hannover) sorgen für einen mächtigen Wirtschaftsfaktor. Das Buch ist eine hervorragend fundierte wissenschaftliche Arbeit, die eine breite Zielgruppe ansprechen dürfte, angefangen vom Chronisten über den sich mit Ausstellungen geschäftlich Beschäftigten bis zum Leser von Literatur über Ausstellungen.

Bibliographie: Holger Möller: Das deutsche Messe- und Ausstellungswesen. Standortstruktur und räumliche Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert (= Forschungen zur Deutschen Landeskunde Band 231), Trier 1989, 370 S., viele Tabellen/Karten, ISBN 3-88143042-3, DM 65,--.

3. Horst Fusshöller und Werner Maser: Sei willkommen, Fremder!

In einem Verlag für Fachliteratur für Hotels und Gaststätten erschienen unter dem obigen Titel "Notizen zur Geschichte und Kulturgeschichte" von Wirtschaften, Herbergen, Hotels, Restaurants, Cafehäusern und zum Tourismus. Ein Politik-Professor und ein Hotelier haben sich zusammengetan, um Notizen zur Geschichte des Beherbergungsgewerbes zu schreiben.

Vielleicht werden die Erwartungen an eine Publikation, die sich mit einem Teilbereich des Tourismus befaßt, etwas zu hoch geschraubt. Aber wie schon Klaus Beyrer in seiner Rezension zu Popp aussagte, ist auch in diesem Buch eine Chance vertan worden, anhand der sicher vorhandenen Unterlagen eine Chronik eines Hauses zu schreiben, die allgemeingültige Erkenntnisse zur Entwicklung des bedeutendsten Teilbereiches des Tourismus - des Hotel- und Gaststättengewerbes - erkennen lassen würde. Stattdessen ein nicht geordnetes Sammelsurium, das letztendlich eine Selbstdarstellung einer Hoteliersfamilie ist mit unbefriedigenden fotografischen Wiedergaben, deplazierten Hinweisen auf politische Zusammenhänge aus der Zeit des 3. Reiches, einem Durcheinander von Abbildungsformen und -techniken. Das Buch ist ein leicht zu lesendes, unterhaltendes Werk ohne Ansprüche an vertiefende Gründlichkeit - auch wenn einmal der Name des Institutes für Tourismus fällt, damit ist die Verknüpfung von Praxis und Wissenschaft noch lange nicht hergestellt - schade!

Bibliographie: Fusshöller, H./Maser, W.: Sei willkommen, Fremder! 223 S., Stuttgart 1989. ISBN 3-87516-413-X. DM 28,--.

4. Lorenz Stäger: Nur wenn die Löwen nicht beissen.

Lorenz Stäger hat wieder ein humorvolles, leicht sich selbst ironisierendes Erlebnisbuch einer Reise durch das südliche Afrika geschrieben. Die Erlebnisse mit zwei Campingwagen und der Suche nach dem Grabe eines in Namibia von Löwen zerrissenen Verwandten lassen den Leser immer wieder entspannt schmunzeln. Aber es gibt auch so manchen nachdenklichen Hinweis auf die Art und Weise, wie unsere heutige touristische Gesellschaft andere Länder heimsucht.

Bibliographie: Lorenz Stäger: Nur wenn die Löwen nicht beissen, 176 S., ISBN 3-7165-0682-6, DM 32,--.

5. Wilhelm Kaulen: Geschichte des Alltagslebens

Bei Sauerländer in Frankfurt am Main wurde obiges Buch im Jahre 1880 veröffentlicht. Es enthält auf den S. 299-304 eine Abhandlung über Baedeker, die der Hamburger Antiquar Henning Kluger entdeckte. In der blumigen Sprache der Zeit vor hundert Jahren wird dem Verlagsgründer gehuldigt. Der Schluß lautet: "Just zwanzig Jahre lang hatte Baedeker gewandert und geschrieben, da überfielen den rüstigen vierschrötigen Mann im Herbste 1859 Brustkrämpfe und Anfangs October trug man den 58jährigen zu Grabe. Seitdem lebt sein Name fort in seinen Söhnen, die seinen ursprünglichen sieben Reisehandbüchern nachmals ebenso viele neue hinzufügten."

awh: Rezensionen
In "Reisen und leben" Heft 19, S. 41-43.
(Holzminden: Ursula Hinrichsen; 1989)
ISSN 0936-627X


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